Ein Starkes Zeichen für soziales Miteinander und Solidarität
Insgesamt 7700 Gäste beim gemeinsamen Mittagessen, miteinander Plaudern und beim Abendprogramm, über 300 haupt- und ehrenamtliche Helfer, mehr als 50 Kooperationspartner, 6000 warme Mahlzeiten, Tee, Kaffee und viele gespendet Kuchen, 65 Veranstaltungen und Beratungsangebote – das war die zweite Augsburger Vesperkirche. Nach 15 Tagen ging sie am 23. Januar in der voll besetzten Kirche St. Paul zu Ende. Das Evangelische Dekanat Augsburg setzte damit, gemeinsam mit dem Diakonischen Werk, dem Bistum Augsburg und der Caritas, ein Zeichen für soziales Miteinander und Solidarität. Schirmherrin der Vesperkirche war Oberbürgermeisterin Eva Weber. Auch 2026 wird es wieder eine Vesperkirche geben.
Beim festlichen Abschlussgottesdienst predigte Caritasdirektor Diakon Markus Müller zum Thema „Begegnungen“, die zwei Wochen lang bei der Vesperkirche im Mittelpunkt standen. Ganz unterschiedliche Menschen seien sich begegnet: buchstäblich hungrige, ratsuchende, einsame, kranke, helfende, unterstützende und hinhörende Menschen.
so wie du bist, auch mit deinen Ängsten, Sorgen
und Fragen. Du Mensch, du bist geliebt.“
Begegnung brauche zunächst offene Räume. Die Vesperkirche habe ihre Türen weit geöffnet, ohne Herkunftsnachweise oder Schufa-Auskünfte, ohne Nachweise über Leistung und Erfolge. Sie sei ein warmer Raum mit gutem und günstigem Essen. „Solche Begegnungsräume brauchen wir. Wo ich mein Herz öffnen und ausschütten kann, wo Zuhörer da sind, wo ich meine Ängste vor der Zukunft und meine Zweifel ablegen kann. Solche Räume, wo die Türen weit offen sind und Jesus mittendrin ist, brauchen wir zur Begegnung.“
Echte Begegnungen ist mehr als nur physische Nähe
Darüber hinaus brauche Begegnung Vertrauen, Liebe und Berührung. Hass und Hetze, wie sie unsere Gesellschaft gerade erfahre, seien die Killer von Begegnung und Austausch. „Diese schüren noch mehr Angst und Depression. Die Türen werden noch mehr verbarrikadiert. Abschottung und Mauern sind die Folge.“
Die Vesperkirche schaffe einen Begegnungsort, an dem es um Wertschätzung und Aufmerksamkeit gehe, an dem jeder spüren könne: „Du bist wertvoll, so wie du bist, auch mit deinen Ängsten, Sorgen und Fragen. Du Mensch, du bist geliebt.“ Vesperkirche sei auch eine Kirche, die sich nicht scheue, zu den Menschen mit ihren Verletzungen zu gehen. Die nicht warte, bis die Menschen kommen. Die hineingehe in die verschlossenen Räume und Herzen und Türen weit öffne. Eine Kirche, die den Menschen mit seinem Menschsein, mit seinem Leben, mit seinen Wunden und Narben in die Mitte stelle. „Wir brauchen eine liebende Kirche, wo greifbare Begegnung für das Leben stattfindet. Wir brauchen diese Vesperkirchen.“
Bundestagswahl: Die Vesperkirche im Herzen mitnehmen
Nach dem Gottesdienst, der vom Augsburger Gebärdenchor und dem Herz Jesu Chor mitgestaltet wurde, ging Fritz Graßmann, theologischer Vorstand der Diakonie Augsburg kurz auf die Bundestagswahl ein, die an diesem Tag stattfand: Die Vesperkirche sei nicht parteipolitisch, sie setze jedoch nicht auf Spaltung. Man wolle niemandem vorschreiben, was er wählen solle. Wichtig sei es, zur Wahl zu gehen „Die Vesperkirche im Herzen mitzunehmen, dann wird es schon gut und richtig bei der Wahl sein“, so Graßmann.
Positives Resümee
von Schwaben unterstützt die Vesperkirche
tatkräftig.
Bei Gulasch mit Spätzle oder Kässpätzle mit Salat hieß es dann zum letzten Mal „… alle an einem Tisch“. Nach 7.000 Gästen im vergangenen Jahr, waren es in diesem Jahr insgesamt noch einmal 700 mehr. „An manchen Tagen wurden wir fast überrannt, das hat uns nahe an unsere organisatorischen Grenzen gebracht“, so Lena Sponner vom Evangelischen Forum Annahof. Dank der engagierten und gut geschulten 300 Haupt- und Ehrenamtliche Mitarbeiten habe der Ansturm aber dennoch gut bewältigt werden können.
Eine positive Bilanz zieht auch Dekan Frank Kreiselmeier „Das Motto „… alle an einem Tisch“ wurde wirklich gelebt. Es gab viele Stammgäste, die jeden Tag kamen, manche zum Reden, andere wollten nur schweigend dabei sein oder hatten ihre Hand-arbeit zum Häkeln mitgebracht und fühlten sich einfach nur wohl. Jeder war willkommen. Die Zeit hier zu sein, habe ich mir gerne genommen.“
Auch die Beratungsangebote seien sehr gut angenommen worden, so Nicole Hegner von der Diakonie Augsburg. Besonders nachgefragt seien die Thementage „Wohnen“ und „Leben im Alter“ gewesen. Die kostenfreien Serviceleistungen wie Haareschneiden, Maniküre oder Klangschalenmassage seien komplett ausgebucht gewesen und für Besucher mit schmalem Geldbeu-tel eine wertvolle Hilfe gewesen.
So stell‘ ich mir Kirche vor - einladend, verrückt liebevoll und mit zupackender Hoffnung
Viele begeisterte Rückmeldungen gab es auch von den Gästen: „So stell‘ ich mir Kirche vor: einladend, verrückt liebevoll und mit zupackender Hoffnung … denn da ist Einer, der uns mit seiner Liebe trägt.“ „Eine richtig tolle Idee, ich war zweimal da und finde das echt super… und ich komme gerne wieder … wenn‘s nächstes Jahr klappt, gerne auch zur Unterstützung, danke für das leckere Essen und die tollen Gespräche.“
Vesperkirche braucht noch Spenden und kommt 2026 wieder
Spenden tragen zur Finanzierung der Vesperkirche
bei. Wir danken herzlich für alle Unterstützung!
Die Vesperkirche hat rund 120.000 Euro gekostet, das bedeutet 8.000 Euro pro Tag für Essen, Kaffee und Tee, Heizung, Material, Transport- und Organisationskosten. Darüber hinaus finanzieren die Evangelische Kirche und die Diakonie einen Großteil der hauptamtlichen Personalkosten. „Wir habe gut geplant und gut gewirtschaftet“, so Pfarrer Fritz Graßmann von der Diakonie Augsburg. „Dennoch wissen wir nicht, ob es am Ende auch finanziell aufgeht“. Graßmann dankte für die vielen Sach- und Geldspenden, ohne die die Vesperkirche nicht denkbar wäre. Weiter Unterstützung sei herzlich willkommen, auch zur Vorbereitung der nächsten Vesperkirche, wenn es vom 1. bis 15. Marz 2026 wieder heißt „… alle an einem Tisch“.
Auch Oberbürgermeisterin Eva Weber wird dann wieder Schirmherrin sein: „Das Projekt Vesperkirche erfüllt mich mit großer Dankbarkeit. Dankbarkeit für diese zwei Wochen, in denen ganz unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen Motiven gemeinsam an einem Tisch sitzen. Dankbarkeit für die vielen Ehrenamtlichen, die zum Teil jeden Tag vor Ort waren und das Projekt überhaupt möglich machen. Dankbarkeit für viele Spenden und Dankbarkeit für augsburg.evangelisch und die katholische Kirche für die Idee und die Durchführung. Das Projekt zeigt, wie wichtig Orte sind, an denen Menschen zusammenkommen und sich austauschen können.“
Alle weiteren Informationen unter: www.vesperkirche-augsburg.de
Instagram: vesperkirche_augsburg / Facebook: Vesperkirche Augsburg
Youtube: augsburg-evangelisch
Spendenkonto
Evang.-Luth. Gesamtkirchengemeinde
Evangelische Bank eG: IBAN DE50 5206 0410 0001 2018 08
Verwendungszweck: Spende Vesperkirche
Hintergrund
Die Idee der Vesperkirche entstand vor rund 30 Jahren in Stuttgart und wurde inzwischen von mehr als 70 Städten und Gemeinden in ganz Deutschland erfolgreich aufgegriffen. Sie bringt zum Ausdruck, dass Kirchengemeinden Partei ergreifen für Menschen, die am gesellschaftlichen Leben nicht oder nur eingeschränkt teilnehmen können, weil ihnen die finanziellen Mittel oder der soziale Zugang fehlen. Das Begegnungsprojekt soll allen Menschen in der Stadt eine wertschätzende Teilnahme am gesellschaftlichen Leben ermöglichen. Jeder trägt zum Gelingen bei, sei es als Gast am Tisch oder als ehrenamtliche Hilfe bei der Organisation.