Augsburg, 08.04.2025 (pba). Die Ökumenische Telefonseelsorge Augsburg hat diesen Montag, 7. April, ihr fünfzigjähriges Jubiläum feiern können. Die kirchliche Einrichtung, die niederschwellige und anonyme Beratung, Begleitung und Hilfe für Menschen in Krisensituationen bietet, konnte in einem halben Jahrhundert über 400.000 Seelsorgegespräche führen.
Dank für Hilfe und Engagement
„Wir sind dankbar für alle Hilfe, die über die Telefonseelsorgen vielen Menschen gegeben werden konnte“, betonte die evangelische Stadtdekanin Doris Sperber-Hartmann zu Beginn in dem ökumenisch gefeierten Festgottesdienst in der evangelischen Ulrichskirche in Augsburg. Besonders wolle sie auch ihren Dank aussprechen für all jene Menschen, die in diesen fünf Jahrzehnten ihre Kraft in den Dienst der Telefonseelsorge gestellt hätten. Katholischerseits unterstrich Generalvikar Monsignore Dr. Wolfgang Hacker in Vertretung von Bischof Bertram diesen Dank. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien durch eine „Schule des Hörens“ gegangen und böten den Anrufenden ein offenes Ohr und ein ebenso offenes Herz an: „Vergelt‘s Gott für alle engagierte, menschenzugewandte Arbeit, die Sie geleistet haben, jetzt in der Gegenwart leisten und auch in der Zukunft leisten werden!“
Rückblick auf fünf Jahrzehnte Hilfe
Im Anschluss an den Festgottesdienst wurde die Jubiläumsfeier mit zahlreichen aktiven und ehemaligen Mitarbeitenden sowie Ehrengästen aus Kirche, Politik und Gesellschaft im Haus Sankt Ulrich fortgeführt. Die Leiterin der Telefonseelsorge Hildegard Steuer ließ die vergangenen fünfzig Jahre dabei Revue passieren. Anfang der Siebzigerjahre begannen der damalige katholische Dompfarrer Prälat Georg Beis sowie der evangelische Dekan und Pfarrer von St. Anna Klaus-Peter Schmidt, Planungen zu einer ökumenisch betriebenen Telefonseelsorge in Augsburg anzustoßen, wie sie damals in ganz Westdeutschland zunehmend Verbreitung fand. 1974 wurde mit der Ausbildung der ersten ehrenamtlichen Telefonseelsorgerinnen und –seelsorger begonnen. Am 7. April 1975 um 8 Uhr konnte dann die eigentliche Seelsorgearbeit an den Telefonen gestartet werden. Erste Anruferin sei damals eine Frau gewesen, die unter den außerehelichen Affären ihres Mannes litt.
Neue Beratungsmöglichkeit per E-Mail oder Online-Chat
In den fünf Jahrzehnten seit Beginn hätten 450 ehrenamtlich engagierte Männer und Frauen in über 420.000 Stunden mehr als 400.000 Seelsorgegespräche geführt, so Steuer weiter. Seit mehreren Jahren sei parallel dazu auch die Gesprächsmöglichkeit per E-Mail oder Chat gegeben. Die Anrufenden seien überwiegend alleinstehend und im Alter zwischen 50 und 70 Jahren, wobei auch nicht wenige junge Erwachsene das Angebot wahrnähmen. Fast drei Viertel der Anrufenden seien Frauen. Die vielfältigen Gründe, aus denen sich Menschen für eine Kontaktaufnahme mit der Telefonseelsorge entschieden, hätten sich seit der Gründung nur unwesentlich verändert. Nach wie vor seien Einsamkeit, Krankheit, Schwierigkeiten in Familie und Beziehung, Depressionen und auch Suizidgedanken die häufigsten Beweggründe.
Ehrenamtliche verschenken ihre Lebenszeit und ihr Ohr
Melanie Melitta Hippke, Seelsorgeamtsleiterin
Angelika Maucher, Moderatorin Svenja Sellnow,
Sozialreferent Martin Schenkelberg
und Kirchenrat Ingo Schurig.
In zwei anschließenden Gesprächsrunden betonten Gäste aus der Telefonseelsorge verbundenen Institutionen den hohen Stellenwert der Seelsorgeeinrichtung. Die dort geleistete Arbeit sei ein „Kernauftrag der Kirche“, stellte Kirchenrat Ingo Schurig fest, der im Landeskirchenamt München als Seelsorge-Referent wirkt. Seine katholische Amtskollegin Angelika Maucher, die das Bischöfliche Seelsorgeamt in Augsburg leitet, betonte ebenso die hohe Priorität der Telefonseelsorge: „Die Ehrenamtlichen verschenken ihre Lebenszeit und ihr Ohr. Wir als Hauptamtliche setzen den Rahmen, aber gelebt wird diese wichtige Arbeit von Ihnen!“ Auf staatlicher Seite unterstrichen Bezirksrätin Melanie Hippke sowie der Sozialreferent der Stadt Augsburg Martin Schenkelberg den hohen Stellenwert, den die Ökumenische Telefonseelsorge für sie habe, und auch bei parallel arbeitenden Einrichtungen wie dem Krisendienst des Bezirks Schwaben, der Psychologischen Beratungsstellen für Ehe-, Familien- und Lebensfragen der Diözese Augsburg und der Notfallseelsorge im Bistum Augsburg war man sich einig: „Was Sie hier tun, ist ein unglaublich großartiger und wertvoller Dienst!“
„Scheuen Sie sich nicht, sich Hilfe zu holen, wenn es Ihnen schlecht geht."
Auch die Mitarbeitenden der Ökumenischen Telefonseelsorge Augsburg betonten die Bedeutung der dort geleisteten Arbeit für ihr eigenes Leben. „Ich bin in der Telefonseelsorge ein anderer Mensch geworden“, stellte eine aktive Mitarbeiterin etwa fest: „Es ist für unsere Gesellschaft ganz wichtig, dass wir einfach einander gut zuhören.“ Und Einrichtungsleiterin Hildegard Steuer richtete darauf aufbauend noch eine abschließende Botschaft an Menschen in Not: „Scheuen Sie sich nicht, sich Hilfe zu holen, wenn es Ihnen schlecht geht. Es gibt immer andere, die einem helfen wollen – man muss sich nur trauen, nach dieser Hilfe zu fragen!“
Wie erreicht man die Telefonseelsorge?
Die Ökumenische Telefonseelsorge Augsburg wird von der Diözese Augsburg und dem Evangelischen-Lutherischen Dekanat Augsburg gemeinsam getragen, die auch den überwiegenden Großteil der Kosten übernehmen. Dazu kommen kommunale Zuschüsse durch den Bezirk Schwaben, die Landkreise Augsburg und Aichach-Friedberg sowie die Stadt Augsburg. Den zurzeit 84 ehrenamtlichen Telefonseelsorgerinnen und –seelsorgern stehen dabei vier hauptamtliche Mitarbeiterinnen zur Seite.
Die Telefonseelsorge kann über die gebührenfreien Telefonnummern 0800-111 0 111 und 0800-111 0 222 sowie die 116123 (ohne Vorwahl wählen) erreicht werden. Die Mail- und Chatberatung wird über online.telefonseelsorge.de angeboten.
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