Unter dem Motto "Friede, Fest und Fledermaus“ eröffnet die evangelische Kirchengemeinde Heilig Kreuz in der Augsburger Innenstadt ihr Festjahr. Zum 500-jähriges Bestehen wirft sie einen Blick zurück auf ihre bewegte Vergangenheit.
(Augsburg, 03.02.2025) Mit einem feierlichen Gottesdienst am 2. Februar begann das Festprogramm zum Jubiläum. Ausgestattet mit einem Fernglas warfen Diakonin Elisabeth Krauß, die die Pfarrstelle innehat, und Kirchenvorsteher Stefan Pittroff einen symbolischen Blick zurück auf die ereignisreiche Geschichte ihrer Kirchengemeinde. In diesen 500 Jahren - oder 25 Generationen - habe sie viel erlebt, erduldet und erkämpft.
Kirchenbau, Abriss und Unterdrückung im Glauben
Alles begann im Jahr 1525, als die Ottmarskapelle im Zuge der Reformation zum evangelischen Predigthaus wird. „Unsere Glaubensgeschwister hatten damit endlich einen Ort, an dem sie evangelische Gottesdienste feiern konnten“, so Diakonin Elisabeth Krauß. Nach und nach erweiterten sie die Kirche und benannten sie um in „Heilig Kreuz“. Im Zuge des Dreißigjährigen Krieges und der Rekatholisierung Augsburgs wurde die Kirche 1630 jedoch niedergerissen und dem Erdboden gleichgemacht. Wie die anderen Augsburger evangelischen Gemeinden auch, mussten die „Heilig-Kreuzler“ ihre Gottesdienste nun Sommer wie Winter unter freiem Himmel abhalten. „Wirklich ein schweres Schicksal, aber die Evangelischen wurden in ihrer Glaubenstreue nicht wankend“, erkennt Kirchenvorsteher Stefan Pittroff mit einem Blick durch das Historien-Fernglas.
Friedenskirche: Schweden helfen beim Neubau mit großzügigen Spenden
Der Westfälischen Frieden nach dem 30jährigen Krieg brachte dann die ersehnte Gleichberechtigung beider christlicher Konfessionen. Alle Evangelischen konnten in ihre Kirchen zurück. „Nur nicht die Heilig-Kreuz-Gemeinde, den sie hatte ja keine mehr. Also musste ein Neubau her, aber den Glaubensgeschwistern fehlte, wie immer, das nötige Geld“, weiß Diakonin Krauß.
Der damalige Heilig-Kreuz-Pfarrer reiste deshalb 1651 zu den Protestanten nach Schweden. Königin Christine unterstütze das Anliegen privat mit 6300 Gulden und genehmigte eine Spendensammlung. Mit dem Geld konnte der Neubau beginnen. Nur zwei Jahre später erfolgte die Einweihung der Heilig Kreuz Kirche. Sie ist der erste protestantische Kirchenbau in Augsburg und trägt heute den Titel: „Europäische Friedenskirche“.
Gefangene und Lagerfeuer in der Kirche
1805 machte Napoleon die Heilig Kreuz Kirche zu einem Gefangenenlager. „Mit Schaudern sahen die Vorübergehenden, wie die Gefangenen inmitten des Gotteshauses Lagerfeuer entzündeten und sich daran wärmten“, zeigt ein weiterer Blick durch das Fernglas. Aber auch das habe die Gemeinde überstanden. In der Folge wuchs sie und konnte ein Bethaus in Augsburg-Oberhausen bauen. Die schweren Bombennächte im Zweiten Weltkrieg überstand die Kirche dank einiger Gemeindemitglieder nahezu unbeschadet: Durch das beherzte Löschen einzelner Brände im Dachstuhl konnte Schlimmeres verhindert werden.
Unerschütterlicher Glaube
Viel Bewegendes habe die Kirchengemeinde erlebt, so Diakonin Elisabeth Krauß, „aber am meisten bewundere ich den festen und unerschütterlichen Glauben unserer Glaubensgeschwister über die vielen Jahrhunderte hinweg. Sie ließen sich nicht unterkriegen, wussten sich getragen von Gott und lobten ihn aus vollem Herzen.“
Zum Festgottesdienst waren viele Gäste gekommen, auch eine Delegation der evangelischen Nordkirche (Sprengel Mecklenburg und Pommern), deren Bischof Tilman Jeremias die Predigt hielt.
Einladung zum Festprogramm
„Als Gemeinde blicken wir dankbar auf die vergangene Zeit und zuversichtlich in die Zukunft. Seien Sie herzlich willkommen und feiern Sie mit uns!“ lädt Diakonin Krauß ein. Mit Gottesdiensten, Konzerten, Kirchenführungen für Kinder, Vorträgen und vielem mehr will die Gemeinde feiern und an die Anfänge ihrer protestantischen Geschichte erinnern.
Höhepunkte des Festjahres sind das europäische Friedenskonzert „Befreiung“ von Marc Sinan am 8 Mai zum 80-jährigen Gedenken an das Ende des Zweiten Weltkriegs, das Gemeindefest am 6. Juli sowie das Abschlusskonzert „Vier Jahreszeiten“ von Antonio Vivaldi am 12. Oktober.
Weitere Infos: www.heilig-kreuz-augsburg.de