Mit diesen klaren Worten positioniert sich Pfarrerin Snewit Aujezdsky zum Kaufangebot für die St. Johannes Kirche in Augsburg-Oberhausen.
Wie die Augsburger Allgemeine am 11. Juni berichtet, will der Immobilienmanager Maximilian-Philipp Walser, der Büros in Augsburg und München unterhält, die Kirche und das zugehörige Areal mit Pfarrhaus und Gemeindesaal kaufen. Er verfolge damit eigene Interessen und wolle das Vorhaben der Stadt verhindern, dort einen Süchtigentreff einzurichten.
Für uns kommt das nicht in Betracht.
Wir haben der Stadt Augsburg unser Wort gegeben,
dass unser Areal genutzt werden kann
- und dazu stehen wir!
Damit beschreibt Pfarrerin Snewit Aujezdsky die Antwort der Kirchengemeinde St. Johannes auf die Kaufanfrage. Aujezdsky verweist damit auf den Stadtrat, der - nach einer derzeit laufenden, ergebnisoffenen Prüfung - im Juli eine Entscheidung zum Standort treffen will.
Die St. Johannes Kirche ist für die Gemeinde inzwischen zu groß und im Unterhalt nicht mehr zu finanzieren. Deshalb sucht die Gemeinde seit Längerem nach geeigneten Lösungen. Dabei wünscht sie sich eine Nutzung, die den Menschen in Oberhausen und dem Gebäude mit seiner spirituellen Prägung gerecht wird.
St. Johannes als Diakoniekirche mit Süchtigentreff - eine gute Option
Warum St. Johannes als Diakonie-Kirche und mit einem Süchtigentreff eine gute Option wäre, begründet Pfarrer Fritz Graßmann, Vorstandssprecher des Diakonischen Werks Augsburg:
Als die Stadt uns fragte, ob eine Anmietung der Räume bei St. Johannes möglich ist, haben wir es uns als evangelische Kirche und Diakonie nicht leicht gemacht.
Natürlich denken wir an die Nachbarn und verstehen ihre Sorgen.
Aber das Konzept, das die Stadt zusammen mit der Drogenhilfe Schwaben und dem Bezirk Schwaben für einen neuen Treff für die suchtkranken Menschen erarbeitet hat, ist gut. Ich bin überzeugt, dass die Vorteile auch für die Menschen in Oberhausen die Nachteile weit überwiegen und Oberhausen letztlich schöner, lebenswerter und auch sauberer wird.
In St. Johannes ist endlich genug Platz für die suchtkranken Menschen. Wer sich in schönen Räumen aufhalten kann, wird nicht mehr am Helmut-Haller-Platz sein. Und die Therapieräume können manchen sogar helfen, von den Drogen wegzukommen.
Auch für mich wäre eine Welt ohne Drogen eine bessere Welt. Aber die Drogen sind in der Welt.
Und die Menschen, die die Drogen konsumieren, leben und wohnen längst unter uns. Sie sind unsere Schwestern und Brüder, Kinder, Kolleginnen und Kollegen, Nachbarn und Freunde. Sie haben Familien. Sie haben Träume und sie haben das Recht, auf eine bessere Zukunft zu hoffen. Wir wollen sie als Kirche und Diakonie nicht allein lassen. Soziale Einrichtungen gehören nicht an den Rand der Gesellschaft in Industriegebiete. Sie gehören mitten hinein.
Sozialer Friede entwickelt sich nicht durch Trennung, sondern indem wir uns kennenlernen.
Es ist noch völlig offen, ob die Diakonie-Kirche St. Johannes der neue Standort wird. Aber unabhängig davon werbe ich für ein buntes, offenes, vielfältiges und soziales Oberhausen mit einem geschützten Raum für suchtkranke Menschen mitten unter uns.
(Pfarrer Fritz Graßmann, Diakonisches Werk Augsburg)