Während die katholische Seite in Trient ein «Gegenkonzil» gegen die Reformation abhält und nachdem die Protestanten auch militärisch gegen die kaiserlichen Truppen unterliegen, kommt es 1555 in Augsburg zum sogenannten «Religionsfrieden». Es ist der erste Versuch, das Verhältnis der beiden Konfessionen im Reichsgebiet so zu regeln, dass eine eingeschränkte Gleichberechtigung (Parität) gilt.
Krieg und Auseinandersetzung
Die Regelungen konnten aber den Frieden nicht sicherstellen: Im Dreißigjährigen Krieg (1618 – 1648) kam es zu blutigen Auseinandersetzungen: Zunächst wurden die evangelischen Kirchen in Augsburg geschlossen, teilweise auch abgerissen. Den 14 evangelischen Predigern in Augsburg wurde am 8. August 1629 jede weitere Amtshandlung untersagt. Als 1632 bis 1634 der Schwedenkönig Gustav-Adolf Augsburg eroberte, wurden die Katholiken unterdrückt. Nach Vertreibung der Schweden erging es den Protestanten von 1635 bis 1648 ebenso.
Erst mit Ende des Dreißigjährigen Krieges wurde schließlich im Westfälischen Frieden (1648) die Parität (Gleichheit) zwischen Katholiken und Protestanten hergestellt. Entsprechend wurden in der Folge alle städtischen Ämter in Augsburg paritätisch (in einem gleichmäßigen Verhältnis) besetzt. Alternativ übernahm abwechselnd mal die eine, mal die andere Religionsgruppe die Aufgabe. Die Parität endete formell mit dem Ende des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation und der Gründung des Königreichs Bayerns 1806.
Das Augsburger Hohe Friedensfest - ein weltweit einzigartiger Feiertag
Das Augsburger Hohe Friedensfest geht zurück auf das Jahr 1650, als die evangelischen Christen Augsburgs erstmals ihre Gleichberechtigung mit den Katholiken feierten.In Erinnerung an die endlich errungene Gleichstellung stifteten die Augsburger Protestanten im Jahr 1650 mit dem Hohen Friedensfest am 8. August einen weltweit einzigartigen Feiertag. Sie dankten für den geschenkten Frieden und die Möglichkeit, ihren Glauben frei und gleichberechtigt leben zu dürfen. Das Augsburger Hohe Friedensfest ist das einzige Friedensfest in Deutschland, das in ungebrochener Reihe seit 1650 bis heute gefeiert wird.
Seit Beginn wurden im Rahmen des Festes Künstlerbilder mit biblischen Motiven an die Kinder verteilt. Diese Tradition geriet in Vergessenheit und wurde in den 1970er Jahren mit dem Kindermalwettbewerb des Evangelisch-Lutherischen Dekanats Augsburg in moderner Form wieder neu belebt.
Seit 1950, dem 300. Jahrestag des Festes, ist der 8. August gesetzlicher Feiertag in Augsburg. Er wird seit 1984, dem 2000-jährigen Bestehen der Stadt Augsburg, in ökumenischer Gemeinschaft gefeiert und verbindet alle Religionen. Seit 1985 wird alle drei Jahre der Augsburger Friedenspreis verliehen. Im Jahr 2018 wurde das Friedensfest von der deutschen UNESCO-Kommission in das bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen.