Die Runde der Statements eröffnete Altoberbürgermeister Peter Menacher. Er berichtete, dass viele engagierte Gespräche von vielen Seiten nötig waren, um die Unterzeichnung nach Augsburg zu holen. "Allen sei Dank, die mitgewirkt haben, dass am 9. Juni 1999 der Anruf kam: Es wird nun endlich und wirklich unterzeichnet - und zwar in Augsburg." Das Ringen der Konfessionen um ein friedliches Miteinander sei ja ein Markenzeichen unserer Stadt. "Wenn Kirchen gemeinsam für ein Menschenbild eintreten, das den hilfsbereiten wie gnädigen Umgang mit dem Nächsten und Nachbarn fordert, "dann tut das dem Geist einer Friedensstadt gut und stärkt den Zusammenhalt", betonte der damalige Oberbürgermeister. In Sachen Ökumene pflegten viele Pfarreien ein freundschaftliches Miteinander, "aber am nächsten Meilenstein nach der Gemeinsamen Erklärung arbeiten die Steinmetze der Theologie schon recht lange", sagte Menacher.
Seit der Unterzeichnung der Erklärung sei viel erreicht worden "an besserem gegenseitigem Verstehen, am Abbau von Verurteilungen", sagte der damalige evangelische Regionalbischof Ernst Öffner. Aber er habe schon damals betont, dass die Schrift nicht nur Papier bleiben dürfe und es zu praktischen Fortschritten im ökumenischen Miteinander der Kirchen führen müsse. "Nüchtern betrachtet muss ich allerdings feststellen, dass solche von vielen erhoffte Verbesserungen kaum gekommen sind", sagte Öffner. Allerdings hätten die vergangenen Jahre rund um die Feierlichkeiten zu 500 Jahre Reformation gezeigt, dass diese die Christen nicht mehr trenne. "Die Besinnung auf Christus eint unsere Kirchen", betonte der frühere Regionalbischof.Die damalige Schrift sei ein "Meilenstein auf dem nicht einfachen Weg zur Wiederherstellung der vollen Einheit unter den Christen" gewesen, sagte der katholische Diözesanadministrator Prälat Bertram Meier. Die Erklärung beendete einen jahrhundertealten theologischen Streit zwischen den christlichen Kirchen. Das Dokument bilde eine sichere Grundlage für die weitere ökumenische theologische Forschung, sagte Meier. "Aber auch dafür, die noch verbleibenden Schwierigkeiten mit begründeter Hoffnung auf eine künftige Lösung anzugehen", betonte der Prälat. Auch wenn viel erreicht worden sei im ökumenischen Miteinander sei "noch nicht alles gelöst", fügte Meier hinzu.
Die Erklärung sei nicht folgenlos geblieben, sagte der Augsburger Theologieprofessor Bernd Oberdorfer, der auch Mitglied im Rat des Lutherischen Weltbund ist. "Von kaum zu überschätzender Bedeutung ist zunächst ihre ökumenische Ausstrahlung hinein in andere Konfessionen", betonte Oberdorfer. Der Weltrat Methodistischer Kirchen hat sich 2006, die Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen 2017 der Erklärung mit jeweils eigenen Akzenten angeschlossen. Und 2017 habe sich auch die Anglikanische Gemeinschaft die Substanz des in der Erklärung formulierten "differenzierten Konsenses in Grundwahrheiten der Rechtfertigungslehre" inhaltlich zu eigen gemacht. "Das erweitert die ökumenische Basis des erreichten Konsenses erheblich", sagte der Theologieprofessor.
Statements zum Download
- „Wenn ich mich recht erinnere …“ Dr. Peter Menacher, ehemaliger Oberbürgermeister der Stadt Augsburg
- „Die Bedeutung und Wirkung der GER aus evangelischer Sicht“ Oberkirchenrat i.R. Dr. Ernst Öffner, ehemaliger Regionalbischof im Kirchenkreis Augsburg-Schwaben
- „Die Bedeutung und Wirkung der GER aus katholischer Sicht“ Diözesanadministrator Prälat Dr. Bertram Meier, Ökumene und interreligiöser Dialog
- „Gegenwärtige und künftige Weiterarbeiten im ökumenischen Gespräch“ Prof. Dr. Bernd Oberdorfer, Institut für Evangelische Theologie, Universität Augsburg, Mitglied im Rat des Lutherischen Weltbundes