Vor den Corona-Zeiten gab es auch mal Weihnachts-Gottesdienste mit dem augenzwinkernden Titel „Das Weihnachtsmonster“. Sie wolten damit eher einsamen Menschen gut durch diese gefühlsmäßig besonderen Zeiten zu lotsen. Machen Sie das wieder so?
Nein. Dieses Jahr nicht. Dazu sind die Corona-Zeiten zu schwierig. Da darf man nicht mit dem Stilmittel der Ironie arbeiten. Da muss man gleich auf den Punkt kommen und aufklären.
Wo besonderen Probleme schafft Corona?
Beratungsstellen weisen zum Beispiel auf die besondere Belastung unter Jugendlichen hin. Eine andere Beobachtung ist die, dass die Art und Weise, wie die Öffentlichkeit das Corona-Thema behandelt, enorm wichtig ist, wie Menschen für sich und für andere konstruktiv Verantwortung übernehmen wollen und können. Wenn da etwas schief läuft, wächst zum Beispiel die Neigung zu Verschwörungstheorien oder die Bereitschaft zur Gewalt gegen andere oder gegen sich selbst. Gerade darum ist für mich auch die Kooperation mit dem Augsburger Verein „Weißer Schrei e.V.“, der sich der Gewaltprävention widmet, so wichtig.
Was sollte Kommunikation über so ein schwieriges Thema wie Corona beherzigen?
Auf die Kombination kommt es an. Der Mut, ein Tabu anzusprechen, muss mit Wertschätzung für die betroffenen Menschen einhergehen. Die Verantwortungsbereitschaft, unbequeme Wahrheiten auszusprechen, sollte immer mit der Botschaft verbunden werden "Du bist nicht allein. Wir lassen dich nicht allein. Wir sind verbunden durch etwas Größeres und Gemeinsames". Darum sind auch Kirchengemeinde so wichtig. Und ganz entscheidend: Jede und jeder muss die Chance bekommen, zu verstehen, was da passiert. Vernunft und Einsicht, so würde es die Psychotraumatologie formulieren, ist eine sehr wichtige und heilsame Ressource.
Was will die Kirchengemeinde St.Thomas konkret tun?
Zum einen bieten wir,wie viele andere auch, die ganze Zeit schon trotz Corona ein vernetztes Gemeindeleben an. Wir zeigen täglich, dass Menschen nicht allein sind und leben vor, dass Beziehungen sich auch unter Corona-Hygiene-Auflagen gut pflegen lassen.
Zum andern bieten wir einen ermutigenden und orientierenden Vortrag an. Er hat das Motto „Seelisch gut durch die Krisenzeit kommen“. Aus der Sicht der Traumatherapie dargelegt, wie ein „kleines Trauma“, das sogenannte „small-t-Trauma“, entstehen kann, wie es sich auswirkt und was der Seele hilft, trotzdem gut durch die schweren Zeiten zu kommen.
Nach diesem traumapädagogischen Impuls können per Brief oder per Mail Fragen zum Kurzvortrag gestellt werden. Auch eigene Impulse, Anmerkungen und Erfahrungen kommen so zu Wort. Diese Kommunikationsform hat einen doppelten Vorteil: Erstens ist sie coronakonform und zweitens bleiben die Beteiligten stets anonym.
Aus den Impulsen gestalte ich in anonymisierter Form den zweiten Kurzvortrag zum Thema. So entsteht ein Workshop. Wenn es sich gut ergibt, wird er auch im Jahr 2022 fortgesetzt.
Veranstaltungstermine
08.12.2021, 18.00 Uhr St. Thomaskirche, Augsburg - Kriegshaber Rockensteinstr. 21
„Seelisch gut durch die Krisenzeit kommen, Teil 1“.
Einführung in die Psychotraumatologie anhand konkreter Herausforderungen der Corona-Pandemie von Frank Witzel, Seelsorger und Traumatherapeut
17.12.2021, 18.00 Uhr St. Thomaskirche, Augsburg - Kriegshaber Rockensteinstr. 21
„Seelisch gut durch die Krisenzeit kommen, Teil 2“.
Bearbeitung konkreter Erfahrungen in der Krise in anonymisierter Form von Frank Witzel, Seelsorger und Traumatherapeut
eMail-Adresse: frank.witzel@elkb.de