(Augsburg, 18.10.2024) 17 Jahre war Dr. Rudolf Freudenberger Dekan des Evangelisch-Lutherischen Dekanats Augsburg. Von 1984 bis 2001 leitete er das drittgrößte Dekanat Bayerns mit 100.000 Gemeindegliedern und war zugleich 1. Pfarrer von St. Anna. Er initiierte wegweisende Projekte, die bis heute die Region prägen. Am 15. Oktober 2024 ist er im Alter von 86 Jahren verstorben.
Im Mittelpunkt stand für Dekan Freudenberger immer sein christlicher Glaube und seine Frömmigkeit. Daraus resultierte sein Engagement für die Belange der Kirchengemeinden und der Menschen vor Ort. Freudenberger war überzeugt: „Kirche muss als Gottesdienst- und Begegnungsraum nahe sein“. Wichtig war ihm daher auch die Ökumene mit der katholischen Kirche, sowie den vielen kleineren Kirchen, sowie sein Engagement in der Evangelischen Allianz.
Projekte, die bis heute prägen
Sei vehementes Eintreten für ihm wichtige Themen rief auch manche Kritiker auf den Plan. Zugleich führte es dazu, dass er viele wegweisende Projekte umsetzen konnte, die bis heute das Evangelisch-Lutherische Dekanat Augsburg prägen.
KonfiCamp an der Adria
Besonders am Herzen lagen Freudenberger die Kinder und Jugendlichen. Aus der Überzeugung, dass der herkömmliche wöchentliche Konfirmandenunterricht für junge Menschen immer wenig reizvoll ist, gab Freudenberger den Anstoß für die Entwicklung des KonfiCamps, das er auch selbst mehrfach besuchte. Seit 1998 verbringen jedes Jahr hunderte Konfirmandinnen und Konfirmanden aus den Kirchengemeinden des Dekanats ein zehntägiges Zeltlager an der italienischen Adria. Der erlebnispädagogische Ansatz verbindet Sommer, Sonne, Strand und Glaube. Jugendliche sagen: "Auf dem KonfiCamp habe ich den besten Sommer meines Lebens erlebt!"
Evangelische Schule - Evangelisches Zentrum - Evangelische Meile
Freudenberger unterstützte den Neubau etlicher gemeindlicher Kindertagesstätten und sorgte dafür, dass 1999 die Lichtenstein-Rother-Grundschule ins Leben gerufen werden konnte. Die heutige LiRoSchule in Augsburg-Pfersee hat heute etwa 100 Schülerinnen und Schüler und ist Mitglied der Evangelischen Schulstiftung in Bayern (ESS).
Auch die Erwachsenenbildung profitierte von Freudenbergers Engagement: 1988 entstand das „Augustana-Forum“ der Vorläufer des heutigen Evangelischen Forums Annahof. Der Dekan trieb Ideen voran, den Augsburger Annahof von einem Verwaltungsstandort zu einem Evangelischen Zentrum für die gesamte Stadtgesellschaft umzubauen. Dazu forcierte er den Umzug der dekanatlichen Verwaltung und des Evangelischen Jugendwerks in die Hooverstraße (Centerville), wo die „Evangelische Meile“ entstand. Ihr Ziel war es auch, in den ehemals amerikanischen Konversionsflächen, den Neuzugezogenen nahe zu sein.
Freudenberger fühlte sich stets sozialen Themen verpflichtet. Er initiierte Runde Tische zum Thema Arbeit, predigte Weihnachten in Haftanstalten und setzte sich für Randgruppen der Gesellschaft ein.
Mit diversen Veröffentlichungen zur Reformationsgeschichte in Augsburg und der Initiative zur Ausstellung „... wider Laster und Sünde - Augsburgs Weg in der Reformation“ des Hauses der Bayerischen Geschichte (1997) leistete Freudenberger wichtige Beiträge zur Augsburger Kirchengeschichte.
Neustrukturierung des Dekanats
Zum Ende seiner Amtszeit hat Freudenberger maßgeblich an der Um- und Neustrukturierung des Dekanats Augsburg mitgewirkt. Er beteiligte sich an der Reform des Leitungsmodells aus der Erkenntnis, dass ein Dekanat dieser Größe nicht mehr im konventionellen Stil organisiert werden kann. Als bayernweites Modellprojekt leiteten in der Folge vier Dekane gemeinsam das Dekanat.
Seinen Ruhestand verbrachte Freudenberger in Augsburg. Bis ins hohe Alter blieb er dem Evangelischen Dekanat Augsburg sowie der Kirchengemeinde St. Anna verbunden und interessierte er sich für theologische Themen und kirchliche Entwicklungen.
„Mit Dekan Rudolf Freudenberger verlieren wir einen treuen Weggefährten, engagierten Christen und profunden Kenner der Augsburger Kirchengeschichte. Er hat dem Dekanat viele wertvolle Impulse gegeben. Auch der persönliche Austausch mit ihm war mir wichtig. Wir werden ihm ein bleibendes Andenken bewahren“, so Dekan Frank Kreiselmeier.
Die Beerdigung findet statt am Montag, den 21. Oktober um 12.15 Uhr auf dem Protestantischen Friedhof.